… aber Johann Georg hat gesagt

Eine kommentierte Tanzstunde nach Johann Georg Pasch rekonstruiert, szenisch eingerichtet von Klaus Abromeit

Wir schreiben das Jahr 1659. Johann Georg Paschs gründliche Unterrichtung verschiedener höfischer Künste ist gerade im Druck erschienen. Das allgemeine Interesse des Publikums ist groß, doch der Verkauf des Buches läuft nur schleppend an. Verleger und Autor entschließen sich zu einer Reihe von Veranstaltungen in Privathäusern angesehener Bürger. Das Thema ist küzlig, das Publikum bereits im Saal, die Spannung wächst.

...aber johann1.   S z e n e
Hochverehrte / wes Standes immer entsprossene Anwesende / Hochlöbliche Damen und Herren /
da ich ein gut Teil des Lebens in Hofluft verbracht / werde ich des öfteren gefragt wie man es unternehme / sich bei grossen Herren und Höfen beliebt zu machen.

Wie ist die Hofluft zusammengesetzt?
Was ist zu beachten / wenn man einen solchen Schauplatz zu betreten gesonnen?
Wie sind Grundfeste und Mauern solcher Orte gefügt?
Wie lebt es sich hinter Schmiedetüren?
Welche Profession sollte man sich erküsen / dort Rang und Ansehen zu erlangen?

Gemach! Nur wer es Schritt für Schritt beginnt und die Grenzen jedweder Unterweisung wohl bedenkt wird es sich dort zu richten wissen und auch mit heiler Haut hinausgelangen.
Die Grundfeste und Zusammenhaltung der Fürstenhöfe liegt in der natürlichen Begierde menschlicher Schwachheit, groß zu werden.
Der zum Hofdienst Entschlossene muss sich daher die Waffen vor allen Dingen angelegen sein lassen. Der rechte Adel wird durch Waffen erlangt und muss deshalb auch mit denselben erhalten und fortgesetzt werden.
Worin erkennt man, dass einer diese Profession wohl ausstudiert hat? Wie hält man sich in Übung? Wie spricht man darüber? Zeigt man seine Waffen an der Wand oder verwahrt man sie in der Truhe?

Ausstudiert hat einer wohl, wenn er nicht ständig vom Schlachten und Morden spreche /
sich jedoch einer Ohrfeige zu erwehren Herze genug hat.
Wie zeigt man das!?

"Bedeutung und Tragweite des gelungenen Nebeneinanders von live gespielter Musik, Tanz und Theorie hob die italiensiche Tanzhistorikerin Barbara Sparti im Schlussgespräch nochmals hervor, indem sie u.a. die szenische Präsentation des ehemaligen Tänzers Klaus Abromeit ‚… aber Johann Georg hat gesagt - eine kommentierte Tanzstunde'nach Johann Georg Pasch als wegweisend für die Tanzforschung. Dies galt freilich auch für den 30-minütigen Auftritt der beiden Tänzer Nicolle Klinkeberg und Wijnand Karel aus Utrecht..."
(tanznetz.de, Vesna Mlakar)

Uraufführung: anläßlich des 1. Rothenfelser Tanzsymposios ‚Morgenröte des Barock' (Tanz im 17. Jahrh.) Juni 2004
Weitere Aufführungen: Krossen, 2004

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